08.03.2013

Brief aus Havanna

[Ossietzky / 2013] Angekommen in Havanna bin ich in der gleichen und fühle mich doch auch in einer anderen Welt. Nicht im Paradies, aber auch nicht in der Hölle, wie es die selbsternannten Experten der heimischen Konzernmedien manchmal offen, meist aber hinterhältig unterschwellig zu suggerieren versuchen. Tatsache ist, daß hier andere Prioritäten gelten als in Europa.
Die von der US-Regierung, europäischen Medienkonzernen und rechten Parteistiftungen großzügig ausgehaltenen »Dissidenten«, die auf Kuba zwar niemand kennt, den Konzernmedien aber trotzdem stets als Quelle für Negativmeldungen dienen, haben diese Probleme nicht. Im April dürfen Berta Soler und José Daniel Ferrer, zwei militante Gegner der kubanischen Verfassung, auf Einladung der deutschen Botschaft nach Panama reisen. Die Reisen samt Spesen zahlt das Auswärtige Amt großzügig mit dem Geld der deutschen Steuerzahler.

Auch die bei rechten Aktivisten beliebte Systemgegnerin Yoani Sánchez geht seit Mitte Februar auf Tournee. Um ihre Reisen zu finanzieren, haben »Freundeskreise« im Internet zu Spenden aufgerufen. Es gilt, den mühsam aufgebauten Mythos von der mittellosen, verfolgten und unabhängigen Bloggerin aufrechtzuerhalten. Die freien Medien des Westens belästigen ihre Kunden dabei nicht mit überflüssigen Informationen über das sechsstellige Vermögen auf ausländischen Banken und die regelmäßigen monatlichen Zahlungen der profaschistischen Interamerikanischen Pressegesellschaft (SIP) und des rechtslastigen spanischen Medienkonzerns Prisa an die Dame.
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